Personalplanung in Zeiten der Generation Z: Tipps vom Trainer Hans-Jürgen Hartauer

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Personalplanung in Zeiten der Generation Z: Tipps vom Trainer Hans-Jürgen Hartauer

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    Personalplanung in Zeiten der Generation Z: Tipps vom Trainer Hans-Jürgen Hartauer

    Hans-Jürgen Hartauer aus München ist einer der profiliertesten Trainer für Hotellerie, Gastronomie und Handel in Deutschland. Das von ihm mitentwickelte „Power Briefing“ hat sich als Instrument der Teammotivation und -führung in vielen Betrieben bewährt. Wir hatten die Möglichkeit, ihm einige Fragen zu den Themen Mitarbeitersuche, Onboarding, Generation Z und der Nutzung digitaler Tools für Dienstplanung und Co. zu stellen.

    Herr Hartauer, gute und motivierte Mitarbeiter sind in der Gastronomie das A und O. Gleichzeitig beklagen sich viele Gastronomen, dass sie kaum noch gutes Personal finden. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

    Die Dienstleistung progressiert und die Industrie rezessiert. Das ist der wesentliche Grund für den Mangel an Mitarbeitern in allen Dienstleistungsbranchen. Drei Personen sind an der Herstellung eines Handys beschäftigt, aber sieben Personen handeln Services. Unsere mentale Stimmung aber glaubt, wir leben in einer industriellen Welt. Das stimmt nicht mehr. Zwei Drittel der weltweiten Ökonomie sind bestimmt durch Dienstleistung. Menschen investieren in Leben, sie konsumieren alles, was ihre Persönlichkeit bereichert. Die Dienstleistung ist der Motor der weltweiten Wirtschaft. Das ist ein Grund für den Mitarbeitermangel in allen Branchen. Vom Yogalehrer bis zum Flugbegleiter, von der Kosmetikerin bis zum Ernährungsberater, von der Bäckereiverkäuferin bis zum Social-Media-Experten, vom Spüler bis zum Koch. Die Dienstleistung boomt und sucht Manpower. „The War for Employees“ wird unsere Zukunft begleiten.

    A man

    Was können Gastronomen denn tun, um in diesem langfristigen Personalmangel für sich eine Lösung zu finden?

    Manche Gastronomen jammern: „Ich finde keine guten Leute.“ Das Argument ist ähnlich eindimensional und albern, wie wenn jemand sagt, er fände keine gute Frau oder keinen guten Mann. Jeder würde darüber lachen und ihm klar machen, dass das nur an ihm selbst liegt.

    Google zählt zu den begehrtesten Firmen der Welt und erhält circa 2,5 Millionen Bewerbungen pro Jahr. Menschen (Mitarbeiter) lieben starke Marken, sie wollen ihre Potentiale entfalten, in funktionierenden Teams arbeiten, nette Kollegen um sich haben und in einem innovativen ethischen Betrieb ihre Ideen und Fähigkeiten integrieren. Finden Unternehmen keine Mitarbeiter, kann es sein, dass sie noch keine kraftvolle Marke sind oder eine negative Energie ausstrahlen. Jedes Unternehmen besitzt ein Energiefeld, wir nennen es die Morphogenese. Und dieses Energiefeld, positiv oder negativ, spüren die Menschen, ob Mitarbeiter oder Gäste. Sog statt Druck ist die Antwort: Schaffen Sie eine positive Energie und wecken Sie eine Begehrtheit am Markt. Dann kommen die Mitarbeiter von alleine. Das kann über das Konzept, die Anmutung, über Innovation oder Teamspirit gelingen.

    Onboarding ist ein Begriff, der in vielen Branchen schon bekannt ist. In der Gastronomie und überhaupt in kleineren Unternehmen bislang weniger. Sie trainieren ja Teams, zu denen neue Mitarbeiter hinzustoßen, z.B. im Handel. Was sollten Gastronomen tun, damit Neulinge sich „an Bord“ zurecht und vor allem wohl fühlen?

    Manchmal höre ich den Satz „Wir müssen Gäste oder Mitarbeiter abholen“. Warum abholen? Sie sind bereits da und können nicht wie ein Paket bei der DHL abgeholt werden. Wir müssen schnell in die Echtzeitgesellschaft hineintauchen und sie begeistern. Steve Jobs von Apple ahnte, was Menschen wollen, bevor diesen selbst klar war, was sie wollten. Er gründete Apple, ein Unternehmen, das einen geradezu mystischen Sog auf Menschen in der ganzen Welt ausübt. Denken Sie nur an das iPhone. Er hat Menschen einen Sinn gegeben, den sie bis dahin nicht kannten. Ihrer Sehnsucht nach Klarheit, Schnelligkeit und neuem Design hat er in einer zunehmend unübersichtlichen Welt entsprochen. Im neuen Service werden Unternehmer zu Sinngebern. Und so sollte sich der neue Manager mit den Arbeitnehmerwünschen des 21. Jahrhunderts befassen. Insbesondere Neulinge erwarten von ihren neuen Arbeit- bzw. Sinngebern Sicherheit, Integration, keine Hierarchien, Wertschätzung, Teamspirit, Zukunftsnutzen und gelingende Beziehungen mit ihren Kollegen. Auf dieser Basis habe ich das Power Briefing entwickelt, das derzeit wahrscheinlich stärkste Tool, um neue Mitarbeiter schnell und effizient zu integrieren und zu Höchstleistungen zu motivieren.

    Wie funktioniert es?

    Im Power Briefing kann man wunderbar die Idee des sinngebenden Leaders ausleben, indem man am Betrieb arbeitet, die Teamkultur aufbaut, Potenziale fördert, Hierarchien auflöst, Menschen wertschätzt und Spaß vermittelt. Das Team wächst durch das tägliche Zusammenkommen in dieser energetischen und disziplinierten Form zusammen, lernt sich schätzen und respektieren. Im Laufe der Briefings werden die Mitarbeiter immer schneller. Beratungstechniken und die Beratungsbäume laufen wie geschmiert. Mit der Zeit können die Teilnehmer immer mehr die eigenen Potenziale erkennen und zeigen. Das Ziel: Jeder Mitarbeiter beherrscht seinen Job aus dem Effeff. Das Resultat: Erfolg und Topmotivation in einem gesunden Team.

    Hans jurgen

    In Ihrem Buch „Future Service Sells“ geht es unter anderem darum, wie man die „Generation Y“ begeistert und motiviert, als Gast wie als Arbeitgeber. Langsam rückt nun die „Generation Z“ nach, die – grob – um die Jahrtausendwende geboren wurde. Von ihr hört und liest man, sie sei im Gegensatz zu den „Y'ern“ wesentlich strukturorientierter, will klare Trennung von Arbeit und Freizeit, weniger Flexibilität, mehr Verlässlichkeit. Teilen Sie diese Beobachtung?

    Ich habe selbst zwei Kinder in der sogenannten Z-Generation und ich kann Ihnen sagen: Die Generation ist Top. Wissbegierig, zielorientiert, innovativ, humorvoll, intelligent, motiviert... Ich könnte die Lobeshymne unendlich weiterführen. Wahrscheinlich ist diese Generation die intelligenteste aller Generationen. Sie macht nicht die Fehler der Vergangenheit, die auf Kosten der Familie, Natur und ohne Rücksicht auf sich selbst eine Firma groß gemacht haben. Work-Life-Balance, Ethik, gelingende Beziehungen und soziale Gemeinschaft sind die Zutaten eines modernen Z-Lebens. Motivation ist der Antrieb für das Leben und für zielgerichtetes Streben. Der Treibstoff für Motivation ist der Botenstoff Dopamin. Er erzeugt ein Gefühl des Wohlbefindens und versetzt den Organismus physisch und psychisch in einen Zustand von Konzentration und Handlungsbereitschaft. Natürliche Ziele der Motivationssysteme sind soziale Gemeinschaft und gelingende Beziehungen. Menschen sind aus neurobiologischer Sicht auf soziale Resonanz und Kooperation ausgelegte Wesen. Das natürliche Ziel von Dopamin ist menschliche Zuwendung und Liebe. Aber was tun wir?

    Sagen Sie es uns.

    Wir führen die Generation, die als erste komplett in der digitalen Welt aufgewachsen ist, mit den Rezepturen der Vergangenheit: Schulsysteme, Führungsstile, egal ob im Elternhaus oder auf der Fachhochschule, hängen um Lichtjahre hinterher. Wie oft wird einem Menschen die Würde und Ehre genommen? Täglich sind es die kleinen Fehler, die sich wie Erniedrigungen anfühlen, wie zum Beispiel die Warum-Fragen, die sich extrem demotivierend auswirken. Fehler, Probleme, alte und unverständliche Systeme, die die Hochleistungsbrains ermüden. Dabei wäre es so einfach, würden wir die natürlichen Antriebssysteme, vergleichbar mit dem zukünftigen autonomen Autofahren, anwenden. Der Fachkräftemangel sagt es eh schon: Selbstorganisation und Potentiale entfalten. Das kann und will die Z-Generation. Dafür wurde sie mit einem höheren IQ ausgestattet als alle Generationen zuvor. In der neuen Führung fördern wir genau diese Aspekte: Selbstorganisation, gelingende Beziehungen, Teamspirit, Potentiale, nette Kollegen. Wer will denn heute noch arbeiten? Wir wollen unsere Potentiale entfalten, Spaß haben und leben.

    Inwiefern können digitale Tools – für Dienstpläne und andere Dinge – auch für neue Bedürfnisse, wie Sie sie beschreiben, hilfreich sein?

    Das ist eine gute Frage. Menschen lieben andere Menschen, manchmal auch Dinge. Alexa und die Siri-Systeme lernen – sie reifen wie ein Baby. In der Gegenwart agiert der digitale Service noch wie ein Diener, ein virtueller Partner. Er ist noch kein Liebespartner, der zurücklieben kann. Die neue digitale Welt wird zum Liebespartner und und zu emotionaler Intelligenz werden. Siehe #Metoo oder Wikileaks: Doppelmoral geht dank digitaler Vernetzung ihrem Ende entgegen. Die Moral wird der Ethik weichen. Dank der Evolution stehen wir vor dem Beginn einer attraktiven Lebenswelt.

    Herr Hartauer, vielen Dank für das Gespräch.

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